
Das erste Quartal 2020 war für Investoren das Horrorszenario schlechthin, als weltweit die Börsenkurse in den Keller sackten. Und es sollte erst der Anfang sein. Was folgte in den Monaten darauf waren Ereignisse, die man sich insbesondere in der freien, westlichen Welt niemals hätte vorstellen können. Nicht nur das öffentliche Leben, sondern auch die Wirtschaft wurden von einem Tag auf den anderen heruntergefahren. Die Schweiz verzichtete zwar im Gegensatz zu vielen anderen Ländern auf einen sehr harten Lockdown, doch spurlos vorbei ging das Corona-Jahr 2020 an der Schweizer Wirtschaft trotzdem nicht.
Mit dem Fortschreiten des Impfprogramms und schrittweisen Lockerungen der Massnahmen scheint nun so langsam wieder die Normalität zurückzukehren. Ist dieses Jahr nun der Wendepunkt, und wie geht es in den kommenden Jahren weiter? Wer sind die Profiteure der Krise und wo bieten sich für Investoren lukrative Anlagemöglichkeiten? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf die Spur.
Auswirkungen der Krise auf die Schweizer Wirtschaft
Während in den Jahren von 2010 bis 2019 das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz jedes Jahr gewachsen ist, ist es im Jahr 2020 erstmalig wieder geschrumpft – um 2,9%. Befürchtet worden war ein Rückgang von mehr als 6%.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern war die Schweiz sehr liberal mit ihren Corona-Massnahmen, was ein Hauptgrund dafür war, dass die Schweizer Wirtschaft besser durch die Krise gekommen ist, als jene in anderen Ländern, wo härtere Massnahmen ergriffen wurden.
Der wirtschaftliche Schaden in der Schweiz ist dennoch beträchtlich. Einige Unternehmen – insbesondere schon die wirtschaftlich angeschlagenen – wurden von der Krise so hart getroffen, dass sie zum Aufgeben gezwungen waren.
Die wirtschaftliche Erholung setzte jedoch schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 schneller als erwartet wieder ein. Der erneute Lockdown am Jahresende versetzte dem Aufschwung einen neuen Dämpfer und im ersten Quartal 2021 schrumpfte die Schweizer Wirtschaft erneut um 0,5% im Vergleich zum vorangegangenen Quartal.
Im 2. Quartal 2021 kam der Aufschwung mit Volldampf zurück. Der Einkaufsmanagerindex PMI – einer der wichtigsten Indikatoren für die Konjunktur in der Schweiz – erreichte im Mai einen historischen Höchststand. Anlass zur Hoffnung?
Impfprogramm und Lockerungen führen aus der Krise
Mit dem Bereitstellen von Impfstoffen war ein Wendepunkt in der Krise erreicht. Das Impfen von breiten Teilen der Bevölkerung galt als Schlüssel aus der Krise heraus. Das gleichzeitige Lockern der Massnahmen verlieh der Schweizer Wirtschaft neuen Aufschwung zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2021.
Im Moment sieht alles danach aus, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Erfolgsrezept handelt. Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit regenerieren sich die Wirtschaftszweige der einzelnen Länder. Dies führt zu einem globalen Aufschwung, von dem auch die Schweiz massiv profitiert.
Schon im Dezember 2020 legten die Schweizer Exporte wieder zu, und tun dies immer noch. Weltweit stehen die Zeichen auf Konsumrausch und die Menschen holen nach, was sie in den letzten eineinhalb Jahren verpasst haben. Auch wenn dies nur ein einmaliges Ereignis ist und nicht von Dauer geprägt sein wird, ist der erhöhte Konsum eine wichtige Triebfeder, um die Weltwirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Gewinner und Verlierer der Krise
In jeder Krise gibt es sowohl Gewinner, als auch Verlierer. Am härtesten getroffen wurden die Gastronomie, sowie die Unterhaltungs- und Tourismusbranche. Viele industrielle Unternehmen, bei denen die Produktion monatelang stillstand oder nur auf Sparflamme weiterlief, mussten Federn lassen und das Jahr 2020 als Totalverlust abschreiben.
Sehr robust durch die Krise kamen die Schweizer Pharma- und Chemieunternehmen. Manche von ihnen konnten sogar 2020 ihren Umsatz steigern, denn im Rahmen der Impfstoffherstellung exportierte die Branche fast 8% mehr Produkte und Erzeugnisse als im vorangegangenen Jahr.
Geht der Aufschwung weiter?
Es kann davon ausgegangen werden, dass die momentane wirtschaftliche Erholungsphase noch weiter anhalten wird. Werden die Massnahmen weiter gelockert, wird eine Rückkehr zu mehr Normalität den Wunsch nach Konsum verstärken. Insbesondere die Reise- und Gastrobranche werden spätestens dann vom gesamtwirtschaftlichen Aufschwung profitieren.
Erste Zeichen zur Hoffnung gibt es auch in der Schweizer Maschinenbaubranche. Während viele Unternehmen hier 2020 schwer zu kämpfen hatten und 14% weniger exportierten als 2019, stehen nun die Zeichen gut, dass auch hier die Auftragsbücher bald wieder gut gefüllt sein werden.
In einigen Sektoren, z.B. bei Herstellern von Präzisionsinstrumenten und im metallverarbeitenden Gewerbe verzeichnete man im 2. Quartal 2021 ein Exportplus von 1,5%, und übertraf damit sogar das Exportniveau vor der Krise.
Viele Chancen für Investoren
Der weltweite Aufschwung, der momentan im Gang ist, bietet für Schweizer Investoren viele Chancen – nicht nur am Aktienmarkt. Manche Anlagemöglichkeiten, die vor der Krise als sicherer Renditegenerator verstanden wurden, werden dabei aber in den Hintergrund gedrängt. Die Krise hat nämlich manche Dinge nachhaltig verändert.
Nicht alle Immobilien sind zukunftsträchtige Investitionen
Durch das Umstellen auf Telearbeit ist es gut möglich, dass viele Firmen dies auch in Zukunft so beibehalten werden, und ihren Mitarbeitern zumindest zeitweise erlauben vom Home Office aus zu arbeiten. Dadurch sparen Unternehmen Kosten für teure Büroflächen, wenn sich beispielsweise Mitarbeiter künftig einen Arbeitsplatz im Bürogebäude teilen und abwechselnd von zuhause aus arbeiten.
Die Nachfrage nach Büroflächen dürfte in Zukunft also schrumpfen.
Ähnlich verhält es sich mit Geschäftsflächen. Der Einzelhandel hatte schon vor der Krise stark zu kämpfen, weil er mit den Online-Titanen konkurrieren musste. Wer sein Geschäft halten konnte, wird es in Zukunft nicht leichter haben, denn der Online-Trend setzt sich weiter fort.
Geschäftsflächen werden also voraussichtlich weniger nachgefragt werden.
Wer sich allerdings dafür entscheidet, in eine Logistikimmobilie zu investieren, könnte in Zukunft eine ordentliche Rendite einfahren. Schon 2020 hat sich dieser Investmentsektor positiv entwickelt – dank des boomenden Online-Handels. Verkäufer benötigen Flächen, wo sie ihre Waren zwischenlagern können. Logistikimmobilien sind in der Schweiz nur in begrenztem Umfang vorhanden. Diese beiden Faktoren spielen Investoren daher in die Hände.
Crowdlending für die Stärkung der Schweizer Wirtschaft
Auch wenn Schweizer Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind als jene in anderen Ländern, haben die Geschäftslenker auch hierzulande einiges zu tun, um ihr Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Die Krise hat vielen Unternehmen ihre Schwachpunkte aufgezeigt, z.B. im Bereich IT-Infrastruktur bei der Umstellung auf Telearbeit.
Viele Schweizer Unternehmen haben nach der Krise also Investitionsbedarf und müssen dazu Darlehen aufnehmen. Per Crowdlending helfen Investoren beim Wiederaufbau der Schweizer Wirtschaft und profitieren zugleich davon, indem sie mit einer Rendite durch die Zinsrückzahlungen belohnt werden.
Die Krise bietet somit allen Beteiligten eine Chance, sich neu auszurichten – sei es im Unternehmen, oder im Portfolio.