Fintech explained: Einige Schlüsselbegriffe aus der Branche und was sie bedeuten

Smarte Finanztechnologieunternehmen – kurz auch Fintechs genannt – spriessen seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden und das nicht ohne Grund, denn sie bieten unkomplizierte Lösungen für zahlreiche Probleme an. In diesem Artikel wollen wir Ihnen einige Schlüsselbegriffe erklären, denen Sie möglicherweise schon öfters begegnet sind, wenn Sie sich online nach technischen Finanzlösungen oder spannenden Investitionsmöglichkeiten umgeschaut haben.

Fintech explained: Einige Schlüsselbegriffe aus der Branche und was sie bedeuten

Das Offensichtliche zuerst: Fintech

Fangen wir mit dem Grundbegriff an: Fintech. Das Wort setzt sich zusammen aus „Financial“ und „Technology“. Fintechs sind daher Unternehmen, die technische Lösungen für finanzielle Probleme aller Art bereitstellen. Bei Fintechs handelt es sich um Startups, die sich meist nur auf ein Kernproblem fokussieren und für dieses eine effizientere Lösung bereitstellen als eine herkömmliche Bank.

Ein populäres Beispiel für ein Fintech ist der weltweit bekannte Zahlungsdienstleister PayPal. Dieses Startup hatte seinerzeit die Idee, den globalen Zahlungsverkehr zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mittlerweile hat sich dieses Unternehmen als Zahlungsdienstleister etabliert und bietet weltweit seine Dienste an. PayPal hat den Prozess des Zahlungsverkehrs neu gedacht und eine effiziente technische Lösung bereitgestellt, die weltweit nun Millionen von Kunden nutzen.

Begriffe rund ums Banking

Wie oben bereits erwähnt, konzentriert sich ein Fintech meist nur auf einen ganz kleinen Kernbereich und bietet für diesen smarte technische Lösungen an. Bei Fintechs, die Zahlungsdienste anbieten oder wie eine Bank fungieren, stösst man deshalb auf andere Begriffe als bei Fintechs, die Investment-Möglichkeiten anbieten.

Open Banking

Mit dem Konzept des Open Banking haben Fintechs das Kerngeschäft der Banken neu gedacht und greifen dies nun mit ihren eigenen Lösungen an. War zuvor die Finanzwelt geschlossen und das Zahlungsgeschäft ausschliesslich Banken vorbehalten, hat in den letzten Jahren eine Öffnung des Zahlungssektors stattgefunden. Manche Fintechs wie z.B. N26 bieten ihren Kunden eigene Konten samt Online Banking an – häufig zu einem viel günstigeren Preis als herkömmliche Banken.

Ermöglicht wurde dies durch gesetzliche Neuregelungen: im EU- und EWR-Raum durch die sog. PSD2-Direktive (Payment Services Directive 2). Die Neuregelung erlaubt nun Drittanbietern von Zahlungsdiensten, Bankkonten oder Bankkarten ihre Dienste in einem gesetzlich gesicherten Rahmen anzubieten. Das heisst, dass Fintechs, die ihre Dienste in der EU bzw. im EWR anbieten wollen, von der jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörde genauso streng überwacht werden wie eine Bank und denselben rechtlichen Auflagen unterliegen.

Diese gesetzliche Öffnung hat nun den Finanzsektor weiter geöffnet, was Innovationen fördert. Viele Fintechs haben sich dies bereits zunutze gemacht und bieten nun Online-Banking-Lösungen per Smartphone-App an mit dem Ziel, Transaktionen zu beschleunigen und Nutzern einen möglichst einfachen Zugang zu einem Bankkonto bei minimalsten Gebühren zu bieten.

Wallet

Wallet bedeutet übersetzt Geldbörse. Seine Anfänge hatte das elektronische Wallet im Handel mit Kryptowährungen. Nutzer bewahren dort ihre Coins oder Token auf. Mittlerweile gibt es jedoch auch Fintechs, die Wallets anbieten, in denen sämtliche Kredit- oder Debitkarten und andere Zahlungsoptionen eines Nutzers elektronisch hinterlegt werden können. Mobile Zahlungsdienste wie Apple Pay sind beispielsweise ein solcher Bezahlservice.

Begriffe aus der Kryptowelt

Kryptowährung

Zu seiner Anfangszeit war Kryptowährung (oder besser gesagt, der Bitcoin, da er die erste virtuelle Währung war), als Hackerwährung verschrien. In den letzten Jahren wurde Kryptowährung jedoch auch als Investitionsmöglichkeit immer beliebter und scheint nun im Mainstream anzukommen.

Mittlerweile gibt es mehr als 16.000 handelbare Kryptowährungen. Nutzer, die zum Beispiel Bitcoin erwerben wollen, melden sich bei einer Handelsplattform an, die von einem Fintech bereitgestellt wird, z.B. Bitpanda. Dort tauscht man Echtgeld gegen die Kryptowährung seiner Wahl und die Coins oder Token werden im Wallet gespeichert, von wo aus man Zahlungen per Kryptowährung abwickeln kann.

Blockchain

Herzstück jeder Kryptowährung ist die Blockchain. Dabei handelt es sich um eine Datenarchitektur, auf der sämtliche Coins bzw. Token gespeichert und mit einer eigenen Adresse versehen sind.

Viele Kryptowährungen haben mittlerweile nicht nur einen Rechenlayer, sondern mehrere. Während zum Beispiel auf der Bitcoin-Blockchain, die nur einen Layer hat, lediglich Transaktionen abgewickelt werden können, können auf einer Blockchain mit zwei oder mehr Layern (z.B. Ethereum) auch noch andere Rechenoperationen ausgeführt werden, was viele neue Anwendungsmöglichkeiten bietet, zum Beispiel Smart Contracts.

Smart Contract

Ein Smart Contract ist ein auf der Blockchain hinterlegter Vertrag, der ausgeführt wird, wenn ein bestimmtes Ereignis eintritt. Beispielsweise interessieren sich Versicherungs- und Fluggesellschaften mittlerweile sehr stark für diese Anwendung.

So könnte in Zukunft mit einem Fluggast ein Smart Contract aufgesetzt werden, in dem vereinbart wird, dass bei Annullierung es Fluges das Geld für das Ticket automatisch zurückerstattet wird. Das würde sowohl dem Fluggast als auch der Airline viel Zeit (und Nerven) ersparen. Dasselbe Prinzip bei Versicherungen denkbar, wenn ein Schadensfall eintritt, oder beim Abschluss von Kauf- oder Mietverträgen.

Begriffe rund um die Crowd

Fintechs bieten auch viele Dienste rund um die Schwarmfinanzierung an, das heisst, dass nicht nur ein Geldgeber, sondern viele (die sog. Crowd) ein Projekt finanzieren.

Crowdfunding

Am bekanntesten, da am ältesten, ist das Crowdfunding, bei dem in den meisten Fällen die Herstellung eines Produkts von der Crowd finanziert wird und jeder Geldgeber nach erfolgreicher Finanzierung das Produkt erhält. Im Vordergrund steht hierbei also nicht der finanzielle Vorteil in Form einer Rendite, sondern lediglich ein Produkt oder eine Dienstleistung, von denen die Geldgeber profitieren wollen.

Crowdinvesting

Beim Crowdinvesting finanzieren Geldgeber beispielsweise ein Unternehmen, z.B. ein Startup, und erhalten im Gegenzug entweder Unternehmensanteile in Form von Aktien oder werden anderweitig am Unternehmensgewinn beteiligt.

Im Gegensatz zum Crowdfunding sind die Geldgeber also nicht an dem interessiert, was das Unternehmen herstellt bzw. anbietet, sondern an der Rendite, die sie mit ihrer Investition erwirtschaften können. Je nach Erfolg des Unternehmens kann die Rendite jedoch sehr stark schwanken.

Crowdlending

Ähnlich zum Crowdinvesting ist das Crowdlending. Viele Crowdlending-Fintechs wie z.B. neocredit.ch haben sich auf die Vergabe von Unternehmenskrediten spezialisiert. Geldgeber investieren also nicht wie beim Crowdinvesting direkt in ein Unternehmen, sondern in einen Kredit, der von einem Unternehmen bei der Crowdlending-Plattform beantragt wird.

Der Kreditnehmer bezahlt dann während der Tilgungsphase die Kreditraten an die Crowdlending-Plattform zurück. Diese verteilt dann das Geld weiter an die jeweiligen Geldgeber. Auf diese Weise erhalten Investoren eine konstante Rendite über einen bestimmten Zeitraum hinweg.

Leave a Reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .

%d bloggers like this: