5 BWL-Kennzahlen die Sie kennen sollten

BWL-Kennzahl

Nicht nur für Unternehmer und Finanzverantwortliche ist es wichtig, die richtigen Schlüsse aus vorliegenden Finanzdaten zu ziehen, sondern auch für Investoren, die in ein Unternehmen investieren wollen. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen 5 wichtige BWL-Kennzahlen, anhand derer Sie die finanzielle Lage des Unternehmens bewerten können.

Umsatzentwicklung

Unternehmen müssen wachsen, um am Markt Bestand zu haben. Dieses Wachstum ist in Form einer Umsatzsteigerung am besten zu messen. Je grösser die Umsatzsteigerung, desto höher die Wachstumsrate des Unternehmens.

Wie sich der zukünftige Umsatz entwickeln wird, lässt sich nur ungefähr abschätzen. Liegen jedoch Umsatzzahlen von einigen zurückliegenden Jahren vor, bekommt man anhand dieser schon einen ungefähren Eindruck, wie viel Wachstumspotenzial in einem Unternehmen steckt.

Zur Berechnung dieser BWL-Kennzahl benötigen Sie lediglich die Jahresumsätze, die üblicherweise auf der Unternehmensbilanz ausgewiesen sind.

Beispiel: Umsatzentwicklung berechnen

Damit es nicht zu theoretisch wird, erklären wir Ihnen die Berechnung der Umsatzentwicklung anhand eines Beispiels.

In der folgenden Tabelle sind die Jahresumsätze eines Schweizer KMU für 4 aufeinanderfolgende Jahre dargestellt:

JahresendeJahresumsatz
2017CHF 3 Millionen
2018CHF 3,3 Millionen
2019CHF 4,1 Millionen
2020CHF 4,5 Millionen

Es liegt eine konstante Umsatzsteigerung vor. Wir wollen nun aber wissen, wie diese genau in Zahlen aussieht, da wir nicht nur eine qualitative Aussage über das Unternehmen treffen wollen, sondern eine quantitative.

Für jeden beliebigen Zeitraum können wir die Umsatzsteigerung mit der folgenden Formel berechnen:

(Endwert / Anfangswert – 1) x 100%

Die Umsatzsteigerung über den Gesamtzeitraum berechnet sich damit schrittweise so:

1.      (4.500.000 / 3.000.000) = 1.5

2.      1.5 – 1 = 0.5

3.      0.5 x 100% = 50%

Die Umsatzsteigerung während der 4 Jahre beträgt also 50%.

Auf diese Weise können Sie auch die Umsatzsteigerung von Jahr zu Jahr berechnen, und erhalten für jedes Jahr die Umsatzsteigerungsrate. Tragen Sie diese in ein Diagramm ein, erhalten Sie eine Kurve, die die Umsatzentwicklung des Unternehmens repräsentiert.

EBITDA

Die Abkürzung EBITDA steht für Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization, zu Deutsch: Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielles Vermögen.

Diese BWL-Kennzahl beschreibt die Ertragskraft eines Unternehmens und spiegelt damit dessen Rentabilität wieder. Sie wird aus den Zahlen der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) und der Bilanz bestimmt.

Die Formel zur Berechnung des EBITDA sieht so aus:

EBITDA = Jahresüberschuss + Steueraufwand + Zinsaufwand + Abschreibungen

Da die EBITDA-Kennzahl sämtliche Erträge vor Abzügen enthält, eignet sie sich hervorragend zum Vergleich von Unternehmen, da der Unternehmenswert sowohl von der Finanzpolitik des Unternehmens, als auch von der Besteuerung unabhängig ist. So können Unternehmen aus zwei verschiedenen Ländern (und damit unterschiedlichen Steuersystemen) 1:1 miteinander verglichen werden.

Eigenfinanzierungsgrad

Die nächste Kennzahl ist der Eigenfinanzierungsgrad, der auch Eigenkapitalquote genannt wird. Er gibt den Anteil an, mit welchem das Gesamtkapital eines Unternehmens von Eigenkapital gedeckt ist. Der Eigenfinanzierungsgrad berechnet sich so:

Eigenfinanzierungsgrad = Eigenkapital / Gesamtkapital x 100%

Die Werte für das Eigen- und Gesamtkapital sind in der Bilanz ausgewiesen.

Der Eigenfinanzierungsgrad ist somit eine wichtige Kennzahl, wenn es um die Bewertung der Bonität eines Unternehmens geht. Je höher dessen Eigenkapitalquote, desto geringer ist dessen Verschuldung.

Auch für potenzielle Investoren ist diese Kennzahl wichtig, denn diese können anhand dieses Wertes abschätzen, wie hoch das Insolvenzrisiko bei dem Unternehmen ist.

Zinsaufwand

Die nächste Kennzahl ist der Zinsaufwand, welcher beschreibt sämtliche Aufwendungen, die ein Unternehmen im Rahmen von Zinszahlungen während eines bestimmten Zeitraums aufzubringen hat. Es werden dabei sämtliche Zinsen, die das Unternehmen zu bezahlen hat, mit eingerechnet:

  • Festzinsen
  • variable Zinsen
  • Überziehungszinsen
  • Verzugszinsen
  • Sollzinsen für Kredite

Der Zinsaufwand geht direkt aus der Unternehmensbilanz hervor. Setzt man ihn mit dem EBIT (Ertrag vor Zinsen und Steuern) ins Verhältnis, erhält man den Zinsdeckungsgrad:

Zinsdeckungsgrad = EBIT / Zinsaufwand

Anhand dieses Wertes wird die Schuldentragfähigkeit des Unternehmens bewertet. Einfach gesagt: Der Zinsdeckungsgrad gibt an, wie viele Male das Unternehmen dessen Zinsaufwand aus eigener Kraft verdienen kann. Je höher der Zinsdeckungsgrad, desto besser kann das Unternehmen seine Schulden begleichen. Ist der Wert kleiner als 1 bedeutet das, dass das Unternehmen mehr Zinsen bezahlt, als es an Erträgen aus dem operativen Geschäft einnimmt: Das Unternehmen befindet sich in einer finanziellen Krise.

Liquiditätsgrad I, II und III

Die Liquidität eines Unternehmens bewertet, ob dieses jederzeit pünktlich und betragsgenau seinen finanziellen Verbindlichkeiten nachkommen kann. Zur Berechnung der Liquidität des Unternehmens gibt es drei verschiedene Kennzahlen, die die Liquidität unter verschiedenen Aspekten betrachten.

Liquiditätsgrad I

Beim Liquiditätsgrad 1. Ordnung werden die liquiden Mittel den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenübergestellt:

Liquiditätsgrad I = liquide Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten x 100%

Liquide Mittel sind dabei sämtlichen Vermögenswerte, die im Unternehmen im Umlauf sind bzw. schnell veräussert (d.h. in Liquidität umgewandelt werden können), z.B.:

  • Bankguthaben
  • Kassenbestände
  • Schecks
  • schnell veräusserbare Wertpapiere (z.B. Aktien)

Kurzfristige Verbindlichkeiten sind finanzielle Verpflichtungen, die eine Laufzeit von einem Jahr oder weniger haben (z.B. das Tilgen eines Kredits). Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind in der Bilanz ausgewiesen unter dem Punkt Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.

Der Liquiditätsgrad I gibt die Barliquidität des Unternehmens an, und lässt Aussagen darüber zu, wie gut es die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem Barbestand decken kann.

Ein Liquiditätsgrad I von 100% bedeutet, dass das Unternehmen seine kompletten Schulden aus dem Umlaufvermögen finanziert. In diesem Fall bliebe kein Geld übrig für Rücklagen oder Investitionen. In der Praxis streben Unternehmen deshalb einen Liquiditätsgrad 1 von 20% bis 50% an.

Liquiditätsgrad II

Setzt man zusätzlich zu den liquiden Mitteln auch noch die kurzfristigen Forderungen mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis, erhält man den Liquiditätsgrad II:

Liquiditätsgrad II = (liquide Mittel + kurzfr. Forderungen) / kurzfr. Verbindlichkeiten

Kurzfristige Forderungen können dabei beispielsweise noch unbeglichene Kundenrechnungen sein, die demnächst fällig werden und deren Beträge ebenfalls zum Decken der kurzfristigen Verbindlichkeiten herangezogen werden können.

Ein wirtschaftlich solides Unternehmen hat einen Liquiditätsgrad II von 100%. Das heisst, dass es sämtliche Schulden aus dem Umlaufvermögen und den Forderungen begleichen kann.

Liquiditätsgrad III

Rechnet man ausgehend vom Liquiditätsgrad II auch noch die Vorräte hinzu, erhält man den Liquiditätsgrad III:

Liquiditätsgrad III = (liquide Mittel + kurzfr. Forderungen + Vorräte) / kurzfr. Verbindlichkeiten

Unter Vorräten versteht man hierbei Sachwerte, die durch Veräusserung in liquide Mittel umgewandelt werden können, z.B. Lagerbestände.

Unternehmen streben für den Liquiditätsgrad III einen Wert von 200% an. 100% würde bedeuten, dass das Unternehmen mit seinem kompletten Umlaufvermögen gerade so seine Verbindlichkeiten stemmen kann. Kommt es in dieser Situation zu einem Zahlungsausfall, einer sinkenden Kundennachfrage oder einer zusätzlichen Verbindlichkeit, entsteht schnell ein Liquiditätsengpass.

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